Bernard Shaw über Man kann nie wissen:

Das Stück ist ein Gedicht und ein Dokument, eine Predigt und ein Fest, alles in einem.“

 

Zur Enstehungsgeschichte des Stückes:

Im Jahr 1895 hatte Shaw einen Punkt der Resignation erreicht, an der sogar erwägte, seine Arbeit als Dramatiker aufzugeben. Dennoch begann er im Juli mit der Niederschrift einer Komödie, die er wenig später jedoch wieder beiseite legte. Im Dezember nahm er die Arbeit wieder auf, und beendete das letzte seiner „erquicklichen Stücke“ im Mai 1896: You never kann tell (Man kann nie wissen - frühere Übersetzung unter: Der verlorene Vater). Eine erste Inszinierung durch das Haymarket Theatre musste 1897 während der Proben abgebrochen werden, da die Schauspieler das Stück für nicht spielbar erklärten. 1898 wandte Shaw sich vorübergehend vom Theaterbetrieb ab und veröffentlichte seine bisherigen Dramen, darunter auch Man kann nie wissen, in Buchform. Erst am 26. November 1899 führte die Stage Society am Royal Theatre in London das Stück erstmals auf.


Titel des Originals:
You Never Can TeIl
Übersetzung ins Deutsche: Harald Mueller

Textfassung der Theatergruppe akitiv: Samya Lind
Aufführungsrechte: Suhrkamp-Verlag, Frankfurt am Main


Uraufführung:

26.11.1899, Royalty Theatre, London, Stage Society (privat).

02.05.1900, Strand Theatre, London (öffentlich).

Deutschsprachige Erstaufführung (unter dem Titel: Der verlorene Vater): 1906, Berlin.


Zum Autor:

Bernard Shaw, geboren am 26. Juli 1856 in Dublin, ist am 2. November 1950 in Ayot St. Lawrence / Hertfordshire gestorben. Er gilt als bedeutendster britischer Dramatiker seit William Shakespeare und meistgespielter Autor des 20. Jahrhunderts. Seine Stücke zählen zu den weltweit erfolgreichsten aller Zeiten. Shaw war nicht nur als Bühnenautor enorm produktiv (50 Stücke), sondern trat auch als Verfasser politischer Streitschriften sowie als Musik- und Theaterkritiker hervor. Er führte außerdem eine umfangreiche literarische Korrespondenz. 1925 wurde Shaw der Nobelpreis für Literatur verliehen.

Shaw sah sich im Gegensatz zur Romantik. Wenn im Zusammenhang mit seinen Komödien immer wieder von soziologischen Experimenten gesprochen wird, heißt das, eine moralisierende Wertung von Handlung und Figuren geht am Kern seiner Stücke vorbei. Die Gesellschaft wird des schönen Scheins entkleidet. Die Dialoge sind kontrapunktisch gebaut, das heißt jede Figur hat, für sich genommen, begründet recht. Anachronismen lassen die Stücke heute noch sehr zeitgenössisch wirken. 1900 begegnete Shaw seinem späteren deutschsprachigen Übersetzer Siegfried Trebitsch. In Grossbritannien und seiner irischen Heimat wurde er erst über den Umweg über die deutschsprachigen Bühnen des europäischen Festlands und über New York bekannt. Im Alter konnte Shaw sagen, als junger Mensch habe er gewünscht, „ein Shakespeare zu sein, und wurde ein Shaw“.



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TG 26/01/2006