DAS STÜCK
Woher kommen denn die Kinder nun wirklich? Wie fühlt sich richtiger
Schmerz an? Gibt es einen Ausweg aus dem Scheitern? Wofür werden wir
geboren?
Frank Wedekinds frühes Bühnenstück Frühlings Erwachen
(1891) geht Fragen nach, die in ihrer altmodischen Sprache wie von gestern
wirken könnten, aber in ihrem Inhalt zeitlos sind: Da sind Eltern, die ihre
Kinder aufgrund der eigenen Moralvorstellungen von der wirklichen Welt
fernhalten wollen und damit das Gegenteil erreichen. Da ist die Schule, die
einengenden Erfolgsdruck als Lebenssinn verkörpert.
Themen wie verklemmte Prüderie, offene Fragen zum Umgang mit Sexualität und einseitiges Leistungsdenken sind heute noch genauso aktuell wie vor einem Jahrhundert.
Aus persönlichen Erlebnissen oder denen seiner Schulkameraden schöpfend greift der Autor die unselig ineinander verstrickten Schicksale dreier Schüler heraus: Das der Wendla Bergmann, die von ihrer Mutter aus falscher Scham nicht aufgeklärt wird, und die der ungleichen Schulfreunde Moritz Stiefel und Melchior Gabor. Moritz, selbstquälerisch veranlagt und ängstlich, wird von der Schule und seinen auf strenge Pflichterfüllung pochenden Eltern überfordert. Melchior dagegen erscheint gefestigt und von seiner Mutter vernünftig und tolerant erzogen.
Frank Wedekind porträtiert in „Frühlings Erwachen“ das Streben der Jugend nach Leben. Und schildert dabei eindrücklich die verzweifelten Hilferufe und wundersamen Entdeckungen der alleingelassenen Schüler.
Einst wegen seiner Obszönität auf das Schärfste kritisiert und verboten, ist „Frühlings Erwachen“ heute eine sehr beliebte Schullektüre. Doch noch im zweiten, aufgeklärten Jahrtausend bringt das Stück so manches Blut in erboste Wallung, wie der jüngste Gerichtsprozess 2012 gegen einen Deutschlehrer des Gymnasiums Rämibühl zeigte, der das Buch mit einer Klasse gelesen und inszeniert hatte.
Trotz seiner dramatischen Handlung hat das Stück viele skurrile und witzige Momente, die es seinen schrill überzeichneten Charakteren verdankt. Die Lehrer Fliegentod, Knochenbruch und Sonnenstich würden jeder Gesellschaftssatire alle Ehre machen. Sie lassen in ihrer sich selbst beweihräuchernden Ignoranz den Tod eines jungen Schülers zu.
Über die Regie
Für jedes Projekt wird eine neue Regisseurin oder ein neuer Regisseur verpflichtet, um unterschiedliche Probekulturen zu erfahren und von verschiedenen Blickwinkeln auf die Theaterkultur zu profitieren. Meistens haben externe Theaterschaffende oder ausgebildete SchauspielerInnen dieses Amt übernommen, so auch in diese Produktion. Diese Produktion führt Lea Oxley Regie. Lea hat fünf Jahre ihres Lebens in London verbracht, wo sie an der London Academy of Performing Arts ein Diplom in Musical und Schauspiel machte. Daneben wirkte sie in England und in der Schweiz in vielen Musicals als Sängerin und Schauspielerin mit. Seit Oktober 2014 unterrichtet sie Schauspiel und Gesang an der Musical Factory Luzern.
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