Inszenierung
Bei der Beschäftigung mit Shakespeare und seinem Stück «Was ihr wollt» lassen wir uns stark von der «Rede über den Schauspieler» des Theater- und Filmregisseurs Max Reinhardt inspirieren. Hier einige Zitate aus dieser Rede:
«Shakespeare ist der größte und ganz unvergleichliche Glücksfall des Theaters.»
«Er malte Landschaften und baute Architekturen mit seinen Worten.»
In seinen Figuren schuf er «… Menschen mit allen Leidenschaften, Menschen von elementarer Großartigkeit und zugleich von lebendigster Wahrheit»
«… die Leidenschaft, Theater zu schauen, Theater zu spielen, ist ein Elementartrieb des Menschen. Und dieser Trieb wird Schauspieler und Zuschauer immer wieder zum Spiel zusammenführen … denn in jedem Menschen lebt, mehr oder weniger bewusst, die Sehnsucht nach Verwandlung.»
«In den Kindern spiegelt sich das Wesen des Schauspielers am reinsten wieder. Ihre Aufnahmefähigkeit ist beispiellos, und der Drang zu gestalten, der sich in ihren Spielen kundgibt, ist unbezähmbar … Sie verwandeln sich blitzschnell in alles, was sie sehen, und verwandeln alles in das, was sie wünschen. Ihre Einbildungskraft ist zwingend.»
Viele der typischen Zutaten von Shakespeares Komödien sind in dem Stück «Was ihr wollt» vorhanden: Verwechslungen, das Motiv der getrennten Zwillinge und natürlich Verkleidungen. Shakespeares Sprache spielt virtuos mit unterschiedlichen Gattungen: die manierierten Wortwahl Orsinos, der klare und gleichzeitig majestätische Ton Olivias, die geistreichen Wortspielereien der Narren bis zur deftigen, mit Anzüglichkeiten gespickten Ausdrucksweise des komödiantischen Personals. Shakespeare vermischt tragische und komische Elemente und zieht alle Register seines Wortwitzes und komödiantischen Talents.
Indem Shakespeare bereits vor 400 Jahren die Fragen von Geschlechteridentität thematisiert, erweist sich das Stück «Was ihr wollt» in Zeiten von Gender-Diskussionen, Queerness-Debatten und Identitätsfragen als ungemein aktuell.
Um diesem bunten Durcheinander und der Lust auf Verwandlung eine geeignete Spielwiese zu ermöglichen, haben wir als äussere Inspirationsquelle den Raum von einem Brockenhaus gewählt. In diesem Reich von gebrauchten Kleidern und Gegenständen steckt eine ganz besondere Faszination – all diese Dinge haben bereits jemandem gehört, wurde geliebt, zerbeult, gepflegt oder verschenkt. Gebrauchtes hat ein eigenes Leben und eine spezielle Patina - sie lädt die/den neue/n Besitzer/in ein, sich ein Stück weit neu zu erfinden und sich zu sagen: «Ich werde zu dem, was ihr wollt».
Zürich, 16.3.2022 - Christoph Betulius
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